Das Märchen von der Anorgasmie der Frau

Spricht man von Störungen der weiblichen Orgasmusfähigkeit (Anorgasmie), ist damit eigentlich die sexuelle Dysfunktion (FSD) gemeint. Bei der handelt es sich aber eher um „fehlendes Verlangen“ (65 %) oder z.B. dem Problem „sexuell erregt zu werden“ (31 %), was sich dann in Orgasmusproblemen (35 %) niederschlägt.

Aber auch Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (26 %), können hier eine nicht unwesentliche Rolle spielen. So klagen einer Studie zufolge 77 % aller Frauen die entbunden haben, noch 1 Jahr später über solche Schmerzsituationen. Die gesamte Prävalenz (Häufigkeit ) für die FSD liegt bei 25 – 63 % bzw. äußerten 42 % der Frauen in einer Befragung, in den vergangenen Monaten orgasmusunfähig gewesen zu sein .

Schaut man sich die Orgasmusfähigkeit der Frau genauer an, haben schon die Sexualpioniere Masters und Johnson in den 1960ern erkannt, dass die Stärke bestimmter Beckenbodenmuskeln, direkt mit den orgasmischen Kontraktionen sowie deren Intensität korreliert.

Dies hat sich inzwischen auch in entsprechenden Untersuchungen bestätigt, nach denen die Qualität definierter Beckenbodenmuskeln (M. pubococcygeus MPC / M. ileococcygeus MICC) nicht nur für die unwillkürlichen Kontraktionen eines Orgasmus verantwortlich ist, sondern auch die Gefühlsintensität bei der vaginalen Penetration bestimmt. Insgesamt ist dies nicht überraschend, weil der MPC auch die Klitorisbasis umschließt und der Druck eines weiteren Beckenbodenmuskels (M. bulbospongiosus) die Sekretion und damit Lubrikation aus den Bartholinischen Drüsen forciert. Nach genitaler Stimulation können so selbst Frauen mit einer kompletten Rückenmarksschädigung (Querschnittslähmung) noch zu einem Orgasmus gelangen .

Eine – wenn man will – konservative Behandlung von Orgasmusproblemen, geht auf den Urvater des aktiven Beckenbodentrainings (Arnold Kegel) zurück. Der hatte nämlich festgestellt, dass Teilnehmerinnen einer trainingsbasierten Inkontinenztherapie über verstärkte vaginale Empfindungen und die plötzliche Fähigkeit berichteten, zum Höhepunkt zu kommen. Dies bestätigte sich später durch eine kontrollierte Studie, nach der sich die Beziehung zwischen der Stärke des MPC und einer orgasmischen Reaktion voraussagen lässt.

Legt man das Potential eines medizintechnisch basierten Beckenbodentrainings wie z.B. einer rPMS oder eines Biofeedback-Trainings zugrunde, mit denen in einem Bruchteil der Zeit, ein über dem aktiven Beckenbodentraining liegendes Ergebnis zu erzielen ist, verwundert es, warum sich eine solche Trainingsform nicht schon längst auch bei jungen, sexuell aktiven Frauen als überlegenes Lifestyle-Stimulanz herumgesprochen hat.

Auch liegt des nahe, das Risiko nachgeburtlicher Koitusschmerzen aufgrund Defektheilungen des Beckenbodens, durch ein solches medizintechnikbasiertes Post-Partum-Training abzuschwächen.

Studienreferenz/en auf Anfrage.