Inkontinenz und Organprolaps – unterschätzte Gefahr einer Geburt
Etwa 85 % aller gebärenden Frauen werden am Perineum verletzt. Vor allem Dammrisse des dritten oder vierten Grades (OASIS = Obstetric Anal Sphincter Injuries) sind hier gefürchtet.
Mögliche Folgen sind eine Stuhl-, Flatus- und anale Drangsymptomatik, die noch drei Jahre nach der Primärversorgung bei 10 – 18 % liegen können. Auch eine Verletzung des N. pudendus, die bei 38 – 42 % aller vaginaler Geburten zu erwarten ist, fördert die Entstehung einer Analinkontinenz, korreliert aber auch mit der Entstehung einer Belastungsinkontinenz.
Darüber hinaus führen die als Avulsion bezeichneten Abrisse des M. levator ani (LAM) oder auch dessen Überdehnung, zu massiven Veränderungen der Beckenbodenarchitektur. Dies erhöht bei Erstgebärenden nicht nur das Risiko einer Belastungsinkontinenz, sondern prädestiniert auch für einen Vorfall der Beckenorgane (POP Pelvic Organ Prolaps).
Aus Hinweisen aus der Elektrostimulation (Tierstudien) des N. pudendus, die sich wegen ihrer Schmerzhaftigkeit bei Frauen verbietet, weiß man, dass durch eine damit verbundene Stimulierung des Wachstumsfaktors BDNF, eine schnellen Nervenregeneration zu erwarten wäre.
Durch den möglichen Einsatz der schmerzfreien Magnetstimulation rPMS dürfte sich hier ein völlig neues Einsatzgebiet entwickeln. Unabhängig davon empfiehlt es sich, möglichst frühzeitig mit einer rPMS- oder auch Biofeedback-basierten Kontraktionstherapie post-partum zu beginnen, weil das Beckenbodengefüge damit wieder angehoben wird und sich das Risiko für eine Belastungs- und Stuhlinkontinenz sowie einen späteren Organprolaps minimieren lässt.