Core-Strength – Eine Kette ist nur so stark, wie ihr schwächstes Glied
In Zeiten von Selbstoptimierung, digitaler Fitnesskontrolle und zunehmender sportphysiologischer Notwendigkeiten, erscheint es wichtig, sich immer wieder auf das Wesentliche zu besinnen. Denn in der Flut an Ernährungstips, Supplementen und neuer Trainingsformen, fehlt grundsätzlich die Priorisierung, also die Erkenntnis, was wirklich wichtig ist. Oft wird auch zu sehr auf den lokalen Kraftgewinn geschaut, anstatt sich in Funktionsketten unseres Körpers hineinzudenken.
Ein gutes Beispiel ist das im Leistungssport inzwischen populäre Core-Strength-Training, in dem man zwar wichtige Teilbereiche dieser imaginären Box aus Zwerchfell, Hüfte, Bauch sowie die tiefe untere Rückenmuskulatur intensiv trainiert, aber die wichtigste Muskelgruppe, nämlich der Beckenboden, nicht im selben Maße inkludiert. Dies hat hauptsächlich damit zu tun, dass die Sportmedizin mit dem ihr fremden Fachbereich der Urologie fremdelt und es Fachärzten für Urologie wiederum fern liegt, die Konsequenzen einer „Integraltheorie nach Petros“ auch sportmedizinisch zu interpretieren.
Obwohl im gesamten „lumbopelvischen“ Komplex allein 29 verschiedene Muskeln zusammenspielen , ist es auffällig, dass in klinischen Studien der darin enthaltene Beckenboden zwar meist eine Erwähnung findet, aber außer dieser Nennung wohl in Unkenntnis der urologischen Gegebenheiten vernachlässigt bzw. nicht weiter beachtet wird. Das hat für den Sportler fatale Folgen, da sich bei einer Instabililtät des Cores die distal verfügbare Muskelkraft vermindert, obwohl gerade dort eine erhöhte Muskelaktivität besteht.
Ein weiterer Grund für die Vernachlässigung des Beckenbodens, ist der aus dem Schuldrecht entlehnte Begriff der objektiven oder auch tatsächlichen Unmöglichkeit, also wenn eine Leistung nach den Naturgesetzen oder dem Stand von Wissenschaft und Technik gar nicht erbracht werden kann. Denn ob es mit einem für die Harninkontinenz konzipierten Beckenbodentraining oder weiteren Trainingsformen wie Pilates, Yoga, Tai Chi oder sogar der Paula-Methode möglich ist, einem Coretraining gerecht zu werden, dürfte bezweifelt werden bzw. ist Inhalt kontroverser Diskussionen.
Dabei gibt es schon heute medizintechnische Verfahren, mit denen es gelingt, den Beckenboden zielgerichtet und effizient in die erforderliche Performance zu bringen. So nimmt es kein Wunder, wenn sich bereits international bekannte Fußballclubs für diese Verfahren interessieren, lässt sich damit doch auch die Verletzungshäufigkeit frappant reduzieren.
Studienreferenz/en auf Anfrage.